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Vom Suchen und Finden der Lokführer

(Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Dass der grassierende Lokführermangel in einem Land wie Baden-Württemberg zuschlägt, ist durchaus zu erwarten gewesen: Die dortige Industriestruktur sorgt dafür, dass die Eisenbahnunternehmen sich nicht nur gegenseitig das Personal abwerben, sondern dass die Eisenbahnbranche insgesamt keine Löhne zahlt, die in der Lage sind, mit Bosch, Porsche, Siemens, Daimler-Benz und Co. mithalten zu können.

Es war an dieser Stelle bereits mehrfach Thema, dass Baden-Württemberg meiner Ansicht nach einen landeseigenen Tarifvertrag für die Eisenbahnbranche braucht, der über dem liegt, was im bundesweiten Durchschnitt verdient werden kann. So fällt es leichter, gegen die Industrie-Konkurrenz zu bestehen und man kann einfacher Eisenbahner aus anderen Bundesländern abwerben. Ja, auch die Bundesländer stehen untereinander in Konkurrenz.

In Nordrhein-Westfalen ist dabei eine andere Situation: Gerade das Ruhrgebiet ist seit Jahrzehnten von erheblicher Deindustrialisierung betroffen. Der oft kommunizierte Strukturwandel ist bereits ein Euphemismus: Nein, hier wurde Struktur im großen Stil abgebaut. Und einstige Leuchtturmprojekte für die neue Industriekultur an der Ruhr wurden nach wenigen Jahren selbst zu Problemen und gehören heute, wie die Kohle- und Stahlindustrie, größtenteils der Vergangenheit an.

Genannt seien hier beispielhaft Opel oder Nokia in Bochum sowie Siemens in Witten. Wenn es der Eisenbahnbranche in so einem Umfeld nicht gelingt, ausreichend Personal zu akquirieren, dann liegen die Probleme offensichtlich tiefer als bislang angenommen und müssen branchenweit gelöst werden. Es gab schon vor ein paar Jahren die Idee, dass die Aufgabenträger aus Pönalegeldern Ausbildungskurse finanzieren sollen.

Das ist aber nicht in Ordnung: Zum einen wäre es eine Zweckentfremdung von Regionalisierungsgeldern, zum anderen ist die Ausbildungsfinanzierung die ureigene Pflicht der künftigen Arbeitgeber. Natürlich kann man hier mit Sozialleistungsträgern, Berufsförderungswerken, Transfergesellschaften und einigen anderen institutionellen Partnern zusammenarbeiten. Ist das aber nicht genug, müssen die Unternehmen selbst die Tasche aufmachen.

Ausbildung kostet Geld. Die Aufgabenträger haben eine andere Pflicht: Die müssen sich die Kalkulation bei besonders niedrig erscheinenden Preisen genauer angucken und nachfragen, mit welchen Lohn- und Ausbildungskosten denn da gerechnet wird. Nein, ein neues Unternehmen kann nicht sein Personal von DB Regio akquirieren. Die haben selbst zu wenig.

Übrigens, das zeigt, dass der angedrohte große Arbeitsplatzverlust wegen diverser Ausschreibungen sehr wahrscheinlich ausbleiben dürfte. Im Gegenteil: Die Düsseldorfer Unternehmensführung ist wahrscheinlich eher erleichtert, dass man in den kommenden Jahren nicht ganz so viele neue Leute braucht und dass die Konkurrenz nun ein Teil des Problems übernommen hat. Denn es ist ohne Frage ein branchenweites Problem. Wir brauchen wieder mehr Menschen, die Lust auf den Traumberuf Lokführer haben.




Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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