(München, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) unterstützt Pläne des Münchener Stadtrates, die Luftqualität dauerhaft zu verbessern. Die Tochtergesellschaft der sich im Kommunalbesitz befindlichen Stadtwerke München plant bis zum Ende des übernächsten Jahres insgesamt 127 Einzelmaßnahmen, die auf zwölf Maßnahmenpakete verteilt sind. U-Bahn und Tram fahren mit Ökostrom und damit bereits komplett emissionsfrei.
Der Schienenverkehr macht achtzig Prozent des MVG-Angebots aus. Der Fahrstrom kommt daher nicht etwas aus dem Kernkraftwerk Isar 2 – und das obwohl die Stadtwerke München und damit auch indirekt die Stadt selbst dort mit 25 Prozent beteiligt sind. Auch die Dieselbusse in München sind aktiver Umwelt- und Klimaschutz: Ein moderner Euro-VI-Gelenkbus der MVG emittiert genauso viel Stickoxid wie ein einzelner Diesel-Pkw.
Pro Person und Kilometer kommt der Bus bei zwanzig Fahrgästen auf etwa dreißig Milligramm Stickoxid-Ausstoß, das Dieselauto mit durchschnittlich 1,3 Insassen dagegen auf etwa 414 Milligramm, also das 14-fache. Im Berufsverkehr mit hundert und mehr Fahrgästen an Bord ist der Vorteil der Busse noch wesentlich größer.
Dass Handlungsdruck vor allem im Individualverkehr besteht, zeigen auch die Verkehrsanteile: Die durchschnittliche Tagesfahrleistung der gesamten MVG-Busflotte von ca. 102.000 Fahrzeugkilometern entspricht einem Anteil von 1,7 Prozent am Kfz-Verkehr im Bereich des Mittleren Rings (Ring inklusive); sie spielt deswegen – selbst bei einer massiven Steigerung des Busmobilität über die nächsten Jahre – in Bezug auf Schadstoffemissionen eine unwesentliche Rolle.
Schon heute entlasten die mehr als zweihundert Millionen Busfahrgäste/Jahr die Straßen auch im Sinne der Luftreinhaltung. Bereits vierzig Prozent der Busse haben Euro VI; bis ca. 2020 soll der Rest der Busflotte umgestellt werden. Ziel ist, gleichzeitig die Zahl der Elektrobusse kontinuierlich zu steigern (vierzig Fahrzeuge sind aktuell ausgeschrieben).
Obwohl die Busse keinen nennenswerten Anteil am Schadstoffausstoß haben, sollen sie durch Elektrobusse ersetzt werden. Die MVG peilt die weitgehende Elektrifizierung ihres Busnetzes bis ca. 2030 an, wenn entsprechende, auch kapazitätsstarke Gelenkbusse und Buszüge mit hoher Reichweite von der Industrie zur Verfügung gestellt werden. Die Fahrzeugflotten der MVG werden im Zielzustand zu hundert Prozent emissionsfrei und unabhängig von nur begrenzt vorhandenen Energieträgern unterwegs sein.
Aufgrund des für München prognostizierten Verkehrs- und Bevölkerungswachstums ist eine nachhaltige stadtweite Reduzierung der Stickoxid-Belastung nur zu erreichen, wenn kurzfristig umsetzbare Maßnahmen gemäß Sofortprogramm durch einen massiven Ausbau des ÖPNV-Angebots ergänzt werden. Mit der von der Landeshauptstadt initiierten ÖPNV-Offensive wurden erste wichtige Weichen gestellt.
Allerdings muss die Finanzierung von mittel- und langfristig geplanten Ausbauvorhaben wie etwa der U9-Spange noch geklärt werden. Die Kosten für diese Projekte können nicht von der Landeshauptstadt und der MVG allein getragen und auf die Fahrpreise umgelegt werden. Daher ist eine weitere Aufstockung der bestehenden staatlichen Fördermittel (z.B. im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes) unumgänglich.
MVG-Chef Ingo Wortmann: „Der weitere Ausbau des ÖPNV ist die beste Versicherung gegen schlechte Luft und Dauerstau auf unseren Straßen. Mehr Busspuren, zusätzliche Tramstrecken und neue U-Bahntunnel machen den ÖPNV attraktiver, leistungsstärker und konkurrenzfähig gegenüber dem Auto. Ziel aller Akteure muss sein, den ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr deutlich zu erhöhen. Wenn das – auch weit über den begrenzten zeitlichen Rahmen des Masterplans hinaus – in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gelingt, profitieren wir am Ende von sauberer Luft, weniger Autoverkehr und weniger Staus. Für große Städte wie München ist der weitere massive ÖPNV-Ausbau lebenswichtig.“
Derweil laufen auch die übrigen Aktionen zur Verbesserung des ÖPNV in München weiter: Die Angebotsoffensive 2010-2020 ist langfristig auf das gesamte Jahrzehnt angelegt: Sie soll sicherstellen, dass es verlässlich mit jedem Fahrplanwechsel Leistungsausweitungen gibt. Diese sind auch notwendig, weil die Stadt München erheblich wächst und somit auch die Fahrgastzahlen ansteigen. Großprojekte, wie etwa die zweite S-Bahnstammstrecke, werden parallel geplant, in diesem Fall jedoch ohne MVG-Beteiligung.
Siehe auch:https://www.bahnberufe.de/news/ja-zum-dieselbus/
Stefan Hennigfeld
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