(Fernverkehr, Güterverkehr, Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Betrieb der SBB läuft trotz der anhaltenden Hitze gut. Dabei stehen für die sommerlichen Großveranstaltungen wie das Paléo Festival Nyon und die Zürcher Street Parade über 450 Extrazüge im Einsatz; rund tausend Lokführer und Kundenlenker erbringen Zusatzleistungen. Der Sommerfahrplan funktioniert trotz über dreißig Großbaustellen auf dem ganzen Netz (rund 55 Kilometer Gleis mit 92.000 Schwellen und 130.000 Tonnen Schotter) gut.
Parallel läuft der Pilotversuch zur Entschädigung der Kunden für Verspätungen wegen der Bauarbeiten zwischen Lausanne und Puidoux-Chexbres weiter. Die SBB wollen schrittweise bessere Entschädigungsregeln einführen, beispielsweise für Ausfälle oder große Verspätungen von Zügen. Die Fertigstellung der NEAT und der Zulaufstrecken mit einer Gesamtinvestition von rund 23 Milliarden Franken ist die Voraussetzung für die Chance Ceneri 2020.
Die Bauarbeiten verlaufen nach Plan; die Inbetriebnahme ist für Dezember 2020 vorgesehen. Die Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten europäischen Bahnunternehmen Pro Rail, Deutsche Bahn, SBB, Ferrovie dello Stato Italiane und teilweise Société nationale des chemins de fer français soll eine bessere Koordination bezüglich Baustellen, Fahrplänen und Betrieb erreichen – auch in außerordentlichen Situationen (beispielsweise einem mehrmonatigen Streckenunterbruch wie in Rastatt).
Die NEAT ermöglicht außerdem bessere Angebote im Personenverkehr. Die mit den europäischen Partnern im internationalen Fernverkehr abgemachten Ziele betreffen die Erhöhung der Pünktlichkeit im Grenzbahnhof Chiasso auf neunzig Prozent mit höchstens fünf Verspätungsminuten, die Verkürzung der Fahrzeiten zwischen Zürich und Mailand mit dem neuen Giruno auf drei Stunden, den Ausbau des EC-Angebots auf zehn Zugpaare und die neuen Direktverbindungen nach Bologna und Genua.
Im Tessiner Regionalverkehr entsteht mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels die Metrò Ticino mit einer halben Stunde Fahrzeit zwischen Lugano und Locarno sowie dem Halbstundentakt zwischen Lugano, Locarno und Bellinzona. Der Güterverkehr profitiert von mehr Kapazität, Stabilität und Effizienz.
Auf der Gotthard-Achse können künftig Güterzüge mit einer Länge von 750 Metern (heute 640) und einer Kapazität von zweitausend Tonnen (heute 1.600) verkehren. Die Anzahl Trassen pro Tag soll von heute 210 auf 260 steigen. Dank einer stärkeren Zusammenarbeit mit den Partnern und einer Verbesserung der Trassenstabilität sollen die Wartezeiten an der Grenze auf höchstens eine Stunde beschränkt werden.
Außerdem soll die Koordination der Baustellen unter den Infrastrukturbetrieben der verschiedenen Länder dem Güterverkehr jeweils Ausweichrouten zur Verfügung stellen. Diese Maßnahmen sollen bis 2030 eine Produktivitätssteigerung um bis zu dreißig Prozent bringen. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass die Schiene mit dem Gesamtverkehrsmarkt mitwachsen kann.
Stefan Hennigfeld
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