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AVG testet Powerlines-Fahrleitungsmasten

(Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Als erstes deutsches Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen setzt die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) auf Fahrleitungsmaste aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Im Rahmen eines Pilotprojekts erprobt die AVG derzeit an einer Wendeschleife in Ettlingen bei Karlsruhe die neuen Masten, die von der Powerlines Group geliefert werden. „Als innovatives Verkehrsunternehmen möchte die AVG auch bei der Bahntechnik eine Vorreiter-Rolle einnehmen und gemeinsam mit der Industrie die weitere Entwicklung dieser Produkte unterstützen“, erklärt AVG-Projektleiter Peter Masino.

Bis September soll der Versuchsaufbau vollständig stehen. Die restlichen dafür noch benötigten GFK-Masten, über die dann die Stromversorgung für den Stadtbahnverkehr an der Wendeschleife läuft, werden in den nächsten Wochen von Powerlines noch ausgeliefert und gesetzt. Im Endzustand werden an den Fahrleitungsmasten verschiedene Auslegerausführungen für den Fahrdraht – durch diesen fließt der Strom zur Bahn – zum Einsatz kommen.

Von den Erkenntnissen des Langzeitversuchs sollen dann auch andere Verkehrsunternehmen profitieren. Bereits seit 2013 testet Powerlines die GFK-Konstruktion bei Wind und Wetter im belgischen Ostende, wo die Masten dem rauen Nordsee-Klima ausgesetzt sind. Gerade in der salzhaltigen Meeres-Luft wird deren Material-Vorteil deutlich: die Korrosionsbeständigkeit.

„Weil die Kunststoff-Masten nicht rosten, haben sie eine deutlich längere Lebenszeit als Masten aus Stahl und müssen somit auch weniger häufig ausgetauscht werden, die üblichen Folgekosten für Pflege oder Instandhaltung entfallen“, so Masino. Die GFK-Masten bieten aber noch weitere Vorteile gegenüber den herkömmlichen Oberleitungs-Pfeilern aus Beton oder Stahl.

„Die Kunststoff-Masten verbessern vor allem die Arbeitssicherheit, denn der Mast selber funktioniert als Isolator und verhindert so eine Spannungsübertragung von der Fahrleitung“, macht Gerhard Ehringer, CEO der Powerlines Group, deutlich. „Dadurch kann bei Seiltragwerken die Anzahl der Isolatoren deutlich reduziert werden bzw. kann man ganz auf sie verzichten und eine Erdung ist zumeist nicht notwendig.“

Außerdem überzeugt der neue Werkstoff mit seinem geringen Gewicht, was den Transport und die Montage vereinfacht und günstiger macht. Rund 800 Kilogramm wiegen die elf Meter langen Masten. Positiv fällt auch deren Ökobilanz aus: Denn bei ihrer Herstellung wird rund ein Drittel weniger Energie benötigt als bei der Fertigung von Beton- oder Stahlmasten, so dass der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) um die gleiche Größenordnung während des Fertigungsprozesses reduziert werden kann.

Aktuell liegt der Anschaffungspreis der Kunststoff-Masten zwar noch über den Kosten für Stahl- oder Beton-Pfeiler. „Sobald der Langzeitversuch erfolgreich abgeschlossen ist und die GFK-Masten in die Serienproduktion gehen, wird ihr Stückpreis deutlich sinken“, ist der AVG-Projektleiter überzeugt.


Stefan Hennigfeld
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