(Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Spruch in der Überschrift klingt abgehangen und aus den 80er Jahren, aber gerade wenn man über den ÖPNV spricht, muss man sich genau an diese Maxime erinnern: Man erreicht einen guten Eisenbahnverkehr, einen guten Busstern, einen wie auch immer gearteten Deutschlandtakt nicht im Bundesverkehrsministerium und auch nicht in der Konzernzentrale der Deutschen Bahn AG.
Hierfür sind zahlreiche Aufgabenträger, Stadt- und Kreisverwaltungen zuständig. Sie müssen Hand in Hand arbeiten. Ja, in Extremfällen muss der SPNV-Aufgabenträger ein Durchgriffsrecht haben, etwa wenn das kommunale Planungsamt sich aus ideologischen Gründen weigert, den Busverkehr am Hauptbahnhof an den Eisenbahnverkehr anzupassen.
Aber mit der andauernden Anwendung eines solchen Durchgriffsrechtes ist es nicht getan: Am Ende müssen alle Beteiligten von ihrem gemeinsamen Produkt überzeugt sein. Und da spielt es auch keine Rolle, wer gerade in Bund und Land als Verkehrsminister unterwegs ist. Wie sagt man so schön? Minister kommen und gehen, die Ministerialbürokratie aber bleibt.
So ist das auch bei der Planung öffentlicher Verkehrsmittel: Wir wissen nicht, ob die aktuelle Bundesregierung bis 2021 durchhält und wenn wir nach Nordrhein-Westfalen sehen, wissen wir auch nicht, ob die Ein-Stimmen-Mehrheit der schwarz-gelben Landesregierung in Düsseldorf die gesamte Legislaturperiode durchhält.
In den Verwaltungsbehörden jedoch kann man sehr gut langfristig planen – auch über den nächsten und übernächsten Wahltermin hinaus. Wie gut das geht, sieht man in Moment in Essen und Gelsenkirchen. In Essen profitiert die dortige Ruhrbahn GmbH von einer Aktion der Bundesregierung: Die aber nicht Herr Scheuer oder Herr Ferlemann vor Ort planen, sondern die Stadt und ihre Planungsämter, die Ruhrbahn setzt dann um, was die Stadt vorgibt.
Auch in Gelsenkirchen hat man erkannt, dass auf nachgefragten Strecken eine höhere Leistungsdichte notwendig werden kann: Zurecht wird der Fünf-Minuten-Takt auf der Linie 302 verlängert. Hier kann die Infrastruktur auch ihrem maximalen Nutzen entfalten: Zur Weltmeisterschaft 2006 hat man die Oberleitung so ertüchtigt, dass man mit Doppeltraktionen den Hauptbahnhof und das Schalker Stadion miteinander verbinden kann.
Wenn man jetzt auf einer wichtigen Hauptverkehrsachse alle fünf Minuten eine Straßenbahn fahren hat, dann nutzt man den Verkehrsraum optimal aus. Die Frage nach dem Fahrplan stellt sich dann, ganz in der Tradition traditioneller Stadtbahnverbindungen, gar nicht mehr. Man muss ja maximal vier Minuten und 59 Sekunden auf die Bahn warten, weil ohnehin ständig was fährt.
Wichtig ist, dass man die Busverbindungen, die die Feinerschließung machen, ebenfalls danach ausrichtet und auf eine höhere Nachfrage reagiert. Denn eine Fahrt geht immer von Haustür zu Haustür. Es nutzt also nichts, wenn meine Straßenbahn alle fünf Minuten fährt, mein Bus aber nur alle Stunde. Aber all das sind die Dinge, die man vor Ort klären muss – und die man auch klären kann.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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