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Autonomes Fahren mit Stadtbahnen

(Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Thales Deutschland und die Albtal-Verkehrsgesellschaft mbH (AVG) haben in der letzten Woche eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Zusammenarbeit beider Unternehmen in einem gemeinsamen Projekt für autonomes Fahren regelt. Zusammen will man eine autonom fahrende, elektrische Stadtbahn entwickeln. In einer ersten Phase werden die Vertragspartner bis Ende des Jahres auf dem Betriebshof der AVG-Schwester Verkehrsbetriebe Karlsruhe im Rheinhafen Testfahrten in zwei sich steigernden Levels (GoA 3 und GoA 4) durchführen.

Die Levels beschreiben den Grad der Automatisierung. In Level 3 fahren die Züge begleitet und fahrerlos. Statt einer ständigen Kontrolle durch einen Fahrer gibt es nur noch einen Zugbegleiter. Dieser ist für die Türsteuerung zuständig und kann über ein Notfall-Bedienfeld den Zug bewegen. In Level 4 fährt der Zug testweise vollautomatisch ohne Fahrer an Bord. Alle Operationen sind automatisiert. Die Leitstelle kann jedoch in den Zugbetrieb eingreifen.

Die unterschiedlichen installierten Thales-Lösungen sollen dann in einer zweiten Phase auch außerhalb des Depots und in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) getestet werden. Ziel ist es, die getesteten Module mittelfristig zur Serienreife und Zulassung zu bringen. Mit autonom und elektrisch fahrenden Fahrzeugen, die keinen Fahrdraht brauchen, will die AVG neue Einsatzbereiche erschließen.

„Wir können dann dazu beitragen, wirtschaftliche Schienenverkehrsangebote auf Strecken im ländlichen Raum anzubieten, die bisher nicht ausreichend oder gar nicht bedient werden können. Es geht jedoch nicht darum, unser gut ausgebildetes Fahrpersonal zu ersetzen“, betont Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG. „Durch den emissionsfreien öffentlichen Nahverkehr leisten wir einen starken Beitrag zum Umweltschutz.“

Die AVG will ihre Erfahrung in der Entwicklung neuer Fahrzeugkonzepte und deren Einsatz in der Praxis jetzt in das Konsortium einbringen, um gemeinsam mit den Partnern die Idee einer autonom fahrenden, elektrischen Stadtbahn, in die Realität umzusetzen und geeignete Einsatzbereiche zu definieren. Ein teilweise fahrdrahtunabhängiger Betrieb ist ebenfalls Teil des Gesamtprojekts. „Damit wollen wir nach der Entwicklung des Tramtrains für das Karlsruher Modell erneut Pionierarbeit leisten“, sagt Egerer.

„Das Projekt in Karlsruhe ist für uns ein sehr bedeutender Schritt in Richtung des autonomen Zuges in Deutschland. Wir haben über 130 Jahre Expertise beim Thema Sicherung und Signalisierung des Eisenbahnverkehrs. Innovation ist dabei seit jeher unsere treibende Kraft. Wir kombinieren klassische Produkte mit neuen, innovativen Technologien, um unsere Kunden bei ihren großen Ambitionen zu unterstützen – sei es beim Thema autonomes Fahren, IoT und Konnektivität, künstliche Intelligenz, Big Data oder Cybersecurity. Acht Milliarden Bahnreisende profitieren jedes Jahr von unseren Technologien“, so Thales-Geschäftsführer Yves Joannic.



Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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