(Schleswig-Holstein) Autor:Stefan Hennigfeld
Im Zusammenhang mit anhaltenden Problemen auf der Marschbahn hat DB Regio nun ein Sonderprogamm angekündigt, das die Zuverlässigkeit des dortigen Eisenbahnverkehrs deutlich verbessern soll. Zusätzliche Fahrzeuge, mehr Mitarbeiter sowie ein intensiver Instandhaltungsplan für alle Wagenparks und Loks: Dies sind die zentralen Bausteine eines 16-Millionen-Euro-Programms der DB Regio AG für eine bessere Betriebsqualität auf der Marschbahn.
Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG, hat das entsprechende Sofortprogramm in Kiel Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) vorgestellt. „Wir müssen und werden für einen verlässlicheren Betrieb auf der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland sorgen“, sagte Sandvoß, „und ich bin überzeugt, dass wir mit dem Sofortprogramm Verbesserungen für unsere Kunden erreichen.“
Verkehrsminister Buchholz begrüßte die Ankündigung der DB Regio. „Ich wäre froh, wenn ich zukünftig keinen Sondermalus mehr erheben müsste. Daher hoffe ich sehr, dass diese Maßnahmen endlich auch zu einer spürbaren Verbesserung für die Reisenden führen“, so Buchholz. Daneben forderte Buchholz auch eine verbesserte Kommunikation von der DB Regio gegenüber ihren Kunden. Buchholz: „Die Reisenden dürfen auf den Bahnsteigen nicht alleine gelassen werden.“
Ein wichtiger Baustein ist das angekündigte Instandhaltungsprogramm Plus. Für die Lokomotiven bedeutet das, dass zusätzlich zu den Rollkuren des Herstellers Bombardier DB Regio den vorsorglichen Tausch der Turbolader und anderer wichtiger Komponenten veranlasst. Bei den Waggons sind vorgezogene und zusätzliche Revision der Klimaanlagen und vorsorglicher Tausch der elektrisch-mechanischen Türkomponenten für eine stabilere Zugsteuerung bei der Abfertigung geplant.
Deutlich mehr Werkstatt-Personal: Die DB setzt 23 zusätzliche Werkstatt-Mitarbeiter ein. So wird stufenweise eine Rund-um-die-Uhr-Instandhaltung eingeführt. Bordtechniker begleiten täglich Fahrten, um Unterwegs-Reparaturen bei kleineren Schäden durchzuführen. Und in einer neuen Servicestelle in Westerland beheben Mitarbeiter bei abgestellten Zügen Kleinschäden.
Bis zum Einsatz neu ausgebildeter Triebfahrzeugführer stehen ab Mitte Oktober und damit sehr kurzfristig neun Lokführer aus anderen Regionen und Geschäftsfeldern zusätzlich für das Netz West zu Verfügung. Schrittweise bis Ende des Jahres werden dann weitere 14 Triebfahrzeugführer, die für einen stabileren Betrieb anderer Netze in Schleswig-Holstein beitragen sollen, eingearbeitet und eingesetzt.
DB Regio in Schleswig-Holstein hat bereits eine deutlich ausgeweitete Ausbildungsoffensive gestartet – alle zwei Monate beginnen nun einjährige Lehrgänge mit jeweils neun Teilnehmern. Die DB setzt zusätzlich zu den vom Land zur Verfügung gestellten Fahrzeugen bis zu fünf weitere eigene Loks der BR 245 sowie drei weitere Wagenparks auf der Marschbahn-Strecke ein.
„Ich bin sehr froh, dass wir nun mit Unterstützung aus anderen Regionen und Geschäftsbereichen des DB-Konzerns dieses Sofortprogramm realisieren konnten“, ergänzte Sandvoß. Und weiter: „Die Deutsche Bahn hat damit inklusive der Investitionsmittel für die Infrastruktur ein Gesamtpaket für die Marschbahn in Höhe von knapp 180 Millionen Euro geschnürt.“
Die DB Netz AG hat im Juli ein umfangreiches Sanierungsprogramm für die Infrastruktur beschlossen. Für rund 160 Millionen Euro werden in den kommenden Jahren Gleise und Weichen erneuert sowie Bahnübergänge, Brücken und Signaltechnik modernisiert. Die DB Station&Service AG verlängert an den fünf Bahnhöfen Keitum, Morsum, Klanxbüll, Langenhorn und Bredstedt die Bahnsteige.
Damit können dort ab Ende 2019 längere Züge mit deutlich mehr Sitzplätzen halten. Investitionssumme gesamt: 7,5 Millionen Euro, davon trägt 50 Prozent das Land Schleswig-Holstein. Verkehrsminister Buchholz wies darauf hin, dass mit diesen Finanzmitteln, von kleinen Verbesserungen abgesehen, lediglich der störungsfreie Ist-Zustand gewährleistet werden kann – was im Moment allerdings nicht der Fall ist.
„Für einen Ausbau der Infrastruktur brauchen wir dringend die Zusage des Bundes, dass die Marschbahnstrecke endlich in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wird“, so der Minister. Erst dann besteht die Möglichkeit, zwischen Bund, Bahn und Land eine Finanzierungsvereinbarung zu treffen. Die Probleme des Betreibers sind davon jedoch unabhängig.
Stefan Hennigfeld
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