(Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
In der letzten Woche hat Stadler den ersten Akku-Flirt vorgestellt. Der prototyp des batteriebetriebenen Zuges hat die Strecke vom Stadler-Gelände in Berlin-Pankow nach Schildow in Brandenburg ohne externe Stromzufuhr absolviert. Stadler kommt damit Forderungen nach dem vermehrten Einsatz von grüner Technologie nach. Der Flirt-Akku ist ein vollwertiger Flirt-Triebzug.
Das über tausend mal zugelassene und im Einsatz befindliche Modell vereint im Flirt-Akku bewährte Komponenten des elektrischen Triebzugs mit einem geänderten Antriebskonzept. Während die Traktionsausrüstung sowie die wesentlichen mechanischen Komponenten weitestgehend beibehalten wurden, wurde der gesamte Antriebsstrang durch die Umrüstung auf Batterieantrieb neu aufgebaut.
„Mit diesem Konzept ist es uns gelungen, die Entwicklungs- und Zulassungszeiten wesentlich zu reduzieren und bereits mit dem Testträger eine hohe Zuverlässigkeit sicher zu stellen“, sagt Steffen Obst, Leiter Vertrieb Stadler Deutschland, vor den Medien. Der Flirt-Akku wurde im Hause Stadler entwickelt und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit zwei Millionen Euro gefördert.
„Wir arbeiten bei Stadler kontinuierlich daran, den Schienenverkehr mit guten Ideen und ihrer schnellen und praktischen technologischen Umsetzung besser und freier von Emissionen zu machen, um so noch mehr Menschen vom Umstieg auf die Bahn zu überzeugen. Wir freuen uns, mit dem Flirt-Akku genau solch ein umweltfreundliches, flexibel einsetzbares Fahrzeug entwickelt zu haben“, sagt Steffen Obst.
Konzipiert für den Einsatz auf teil- oder nicht elektrifizierten Strecken erreicht der vorgestellte Prototyp eine aktuelle Reichweite von achtzig Kilometern bei bis zu 140 km/h Fahrgeschwindigkeit im reinen Batteriebetrieb. Achtzig Prozent der nicht-elektrifizierten Strecken in Deutschland können mit dem Fahrzeug betrieben werden. Das Laden der Batterien ist während der Fahrt unter Oberleitung sowie an nicht-elektrifizierten Endhaltepunkten möglich.
Zusätzlich können die Batterien über die beim Bremsvorgang erzeugte Energie wieder aufgeladen. Der Flirt-Akku erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und eignet sich damit ideal für den Einsatz auf aktuell mit Dieselfahrzeugen befahrenen Strecken. Die Geräuschemissionen des Fahrzeugs sind erheblich geringer als bei vergleichbaren dieselbetriebenen Fahrzeugen. Der dreiteilige Testträger bietet 310 Fahrgästen Platz, darunter 154 auf Sitzplätzen.
Der vorgestellte Prototyp verfügt über eine Zulassung für den Personenverkehr und fährt ab 2019 auf ausgewählten Strecken. Stadler sieht für den Flirt-Akku Marktchancen in Deutschland, Österreich, Großbritannien, den Niederlanden, Italien und weiteren Ländern mit einem nennenswerten Anteil an nicht-elektrifizierten Strecken. Wo bislang unter Draht in Dieseltraktion gefahren wird, weil einige Teilstrecke keine Oberleitung haben, ließe sich das mit Zügen dieser Art kompensieren – wenn sie sich auf dem Markt durchsetzen.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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