(Österreich, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Noch nie wurde in Österreich so viel mit dem öffentlichen Verkehr gefahren wie heute. Die mit der Bahn gefahrenen Kilometer sind in Österreich seit dem Jahr 2005 um 40 Prozent gestiegen, wie eine letzte Woche präsentierte VCÖ-Publikation zeigt. Dennoch reicht das bisherige Wachstum beim öffentlichen Verkehr nicht aus, um Österreichs Klimaziele zu erreichen. Der VCÖ fordert einen verstärkten Ausbau der Schiene sowie häufigere Verbindungen in den Ballungsräumen.
Zudem sollen alle 124 regionalen Zentren gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar sein. Pro Jahr werden in Österreich bereits rund 20 Milliarden Personenkilometer mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn zurückgelegt, weitere 10,2 Milliarden Personenkilometer mit Linienbus und Reisebus. Dadurch werden im Vergleich zu Autofahrten rund drei Millionen Tonnen CO2 vermieden, macht der VCÖ aufmerksam.
Benzin- und Diesel-Pkw verursachen im Schnitt pro Personenkilometer 15 Mal so viel CO2 wie die Bahn, ein E-Pkw verursacht rund sechs Mal so viel CO2 wie die Bahn. „Das bisherige Wachstum des öffentlichen Verkehrs reicht nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Es muss deutlich mehr Autoverkehr auf Bahn, Bus und städtische Öffis verlagert werden“, fasst VCÖ-Experte Markus Gansterer das Ergebnis der aktuellen VCÖ-Publikation „Mobilitätswende braucht mehr öffentlichen Verkehr“ zusammen.
Um das Klimaziel der Bundesregierung zu erreichen sind bis zum Jahr 2030 die CO2 -Emissionen des Verkehrs im Vergleich zu heute um ein Drittel zu senken. Die Schwierigkeit: Seit dem Jahr 2014 sind die CO2-Emissionen des Verkehrs um rund zwei Millionen Tonnen gestiegen, macht der VCÖ aufmerksam. Nach Jahren der Stagnation nimmt der Autoverkehr wieder stark zu.
Während im Jahr 2013 um nur 1,5 Milliarden Personenkilometer mehr mit dem Auto gefahren wurden als im Jahr 2008, war der Anstieg zwischen den Jahren 2017 und 2013 mit rund 7,1 Milliarden Kilometer fast fünf Mal so hoch. Nach 82 Milliarden Personenkilometer im Vorjahr erwartet der VCÖ für heuer einen Anstieg auf 84 Milliarden Personenkilometer. Der zunehmende Autoverkehr sorgt zusätzlich für Staus in den Ballungsräumen.
Dass die Verlagerung von Autofahrten auf öffentliche Verkehrsmittel möglich ist, zeigen die Erfahrungen etwa auf der Westbahnstrecke zwischen Wien und Salzburg und auf den S-Bahnen etwa in Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Zudem braucht Österreich einen verstärkten Ausbau des Schienennetzes.
Nach Umsetzung der im bestehenden Rahmenplan festgelegten Projekte, haben aus Sicht des VCÖ zwanzig Projekte hohe Priorität. Zum einen sind in der Ostregion bestehende Kapazitätsengpässe zu beseitigen, wie etwa bei der Südbahn zwischen Mödling und Wien. Die Montafonerbahn ist zu verlängern, die Murtalbahn und die Mattigtalbahn sind zu modernisieren und zu elektrifizieren. Die Mühlkreisbahn ist zum Hauptbahnhof Linz durchzubinden. Die Studie ist online verfügbar.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
58453 Witten