(Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Stadtwerke Tübingen haben einen weiteren Elektrobus in ihrem Netz getestet – und das erfolgreich. Auf den topographisch zum Teil sehr anspruchsvollen Strecken in der Universitätsstadt gab es bis dato immer wieder Probleme mit alternativen Traktionsarten. Der jetzt zum Einsatz gekommene eCitaro von Mercedes-Benz machte allerdings einen positiven Eindruck.
Das Fahrzeug überzeugte insbesondere durch eine gute Federung und leise Fahrtgeräusche. Die Stadtwerke bereiten nach ihrer positiven Bewertung der Testfahrt nun den Einsatz eines eCitaro im nächsten Jahr vor. Seine Weltpremiere feierte der erste elektrische Citaro im September 2018 auf der IAA Nutzfahrzeuge. Nur wenige Wochen später drehte nun ein Vorserienfahrzeug in Tübingen seine Runden.
Die swt testeten auf verschiedenen Linien mit den größten Steigungen ausführlich die Leistungsfähigkeit. Die allermeisten der Busse sind Diesel betriebene Citaro-Modelle. Vor wenigen Wochen hatte Marktführer Mercedes-Benz nun auch die serienreife, rein elektrische Variante des Citaro vorgestellt. Im Tübinger Härtetest erwies er sich bei anspruchsvoller Linientopografie als ausgereift und für Tübingen tauglich.
Unter anderem fuhr der voll beladene eCitaro die Route der Linie 3 Richtung Sternwarte und Obere Viehweide. „Der eCitaro hatte keine Probleme bergauf und beim An- und Wegfahren aus einer Haltestelle am Berg“, sagt Hans Zeutschel, Bereichsleiter ÖPNV der Stadtwerke Tübingen. Einsetzen können die Stadtwerke Tübingen den E-Bus voraussichtlich auf eingekürzten Linienumläufen.
Aktuell sind rund 150 Kilometer Reichweite möglich – wenn man eine nicht-elektrische Zusatzheizung einsetzt, die den Akku des Elektroantriebs entlastet. Das ist zwar einer der bislang besten Werte in puncto Reichweite. Zu einem TüBus, der auch längere Tagesabschnitte auf Linie betrieben werden könnte, fehlt es allerdings noch an Reichweite.
Die Weiterentwicklung im Batteriesektor dürfte dieses Manko in absehbarer Zeit sukzessive ausmerzen: bis Ende 2019 sollen 180 Kilometer, ab 2021 sogar 250 Kilometer Reichweite möglich sein – dann ergänzt durch zusätzliche Brennstoffzellen-Technik an Bord. „Technik und Akkus werden sich immer weiter verbessern“, sagt Zeutschel. „Das stimmt uns für die Zukunft positiv. Umläufe für den Einsatz von E-Bussen einzukürzen ist bei einigen wenigen Linien möglich, allerdings nicht auf das gesamte Streckennetz anwendbar.“
Ein eCitaro (Solobus) kostet circa doppelt so viel wie ein vergleichbarer Citaro mit Dieselantrieb und Abgasnorm Euro 6. Landesförderprogramme bieten die Möglichkeit, einen Teil der Mehrkosten für die Beschaffung von Bussen mit Elektroantrieb zu subventionieren. Die notwendige Ladeinfrastruktur ist ein weiterer Aspekt, den die Stadtwerke in ihren Überlegungen bewerten müssen. Die Ladezeit für den eCitaro liegt bei rund fünf Stunden. In den kommenden Monaten wird die Infrastruktur, die dafür nötig ist, sukzessive in den Betriebshöfen aufgebaut.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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