(Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld
Das Verzehrverbot auf der Linie U6 der Wiener Linien, das vor einem Vierteljahr eingeführt worden ist, kommt bei den Fahrgästen gut an. Ab dem 15. Januar wird es auch auf das restliche Netz ausgeweitet. Insgesamt 61 Verstöße wurden seit dem 1. September registriert – bei rund 250.000 Fahrgastfahrten an Werktagen.
„Sehr viel positives Feedback, kaum essende Fahrgäste und saubere U-Bahn-Züge: das Essverbot und die breite Info-Offensive haben gewirkt. Das macht uns zuversichtlich, dass auch die Ausweitung auf die anderen U-Bahn-Linien Mitte Jänner gut angenommen wird. Denn es geht um Rücksichtnahme und das Miteinander in den Öffis“, ist Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) überzeugt.
An Strafen ist aktuell nicht gedacht, da sich die Fahrgäste an die Spielregeln halten und der Großteil sich bislang, bei Aufforderung durch die Mitarbeiter der Wiener Linien, sofort einsichtig zeigt. „Wer will schon den Geruch einer Leberkässemmel in der überfüllten U-Bahn oder mit Nudeln oder Ketchup verschmutzte Sitze“, so Sima, die sich an dieser Stelle bei den Fahrgästen für ihre Mithilfe bedankt.
Sie betont, dass die Mitarbeiter der Wiener Linien stets mit Fingerspitzengefühl vorgehen und niemand einem Kleinkind ein Kipferl oder einen Apfel wegnehme. Seit Juli 2018 wandten sich über tausend Fahrgäste per Mail, telefonisch oder persönlich an den Kundendienst der Wiener Linien. Der überwiegende Großteil waren positive Rückmeldungen oder Fragen zum Essverbot.
Die Wiener Linien gaben Antworten auf Fragen wie „Welche Speisen sind nicht mehr erlaubt?“, „Auf welchen Linien gibt es das Essverbot?“ oder „Sind Kinder oder Diabetiker ausgenommen?“. Im November gab es nur mehr vereinzelt Anfragen zum Thema Essverbot. Auch in Sachen Sauberkeit lässt sich ein deutlicher Unterschied erkennen.
Der Müll in den Waggons ist spürbar weniger geworden. Die Reinigungskräfte müssen weniger Essensreste auf Sitzen oder Böden einsammeln, sie beobachten auch weniger liegengelassene Verpackungen, was zu einer Reduktion der Reinigungskosten führt. Im letzten Jahr hat die Reinigung der U6-Züge 470.000 Euro gekostet, im ganzen U-Bahn-Netz sind es über zwei Millionen Euro pro Jahr.
Insgesamt sammeln sich in den Zügen und in den Stationen jedes Jahr 54 Millionen Liter Müll an. „Wir stellen durch das Essverbot eine deutliche Reduktion des anfallenden Mülls fest. Jeder Euro, der beim Reinigen eingespart wird, kann in modernere Züge oder Stationen investiert werden und kommt letzten Endes den Fahrgästen zugute“, sagt Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.
Das Essverbot war Teil eines umfassenden U6-Maßnahmenpakets, das viele Verbesserungen für die Fahrgäste brachte. Neben Klima-Nachrüstung, Sonnenschutzfolien und Lüftungskiemen im Sommer, wurden außerdem Bodenmarkierungen auf den Bahnsteigen für schnelleres Ein- und Aussteigen angebracht, Stationen und Fahrzeuge modernisiert, sowie die Sauberkeitsmaßnahmen intensiviert. Der ÖPNV soll dadurch attraktiver werden.
Stefan Hennigfeld
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