(Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
In der laufenden Tarifdebatte zwischen der DB AG und der EVG hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder am vergangenen Montag (10. Dezember) zu einem dreistündigen Warnstreik aufgerufen. Der Arbeitgeber hat in dieser Zeit den Fernverkehr bundesweit komplett eingestellt und im Regionalverkehr ebenfalls negative Auswirkungen gespürt. Streitpunkte waren neben den Lohnerhöhungen auch die Laufzeit. Die DB AG bietet 29 Monate an, die EVG fordert genau zwei Jahre bis zur nächsten Tarifrunde.
„Zum 1. März 2019 wollte die DB AG nur 2,5 Prozent statt der von uns geforderten 3,5 Prozent mehr bezahlen, zudem sei die Laufzeit von 24 auf 29 Monate verlängert worden, das ist für uns kein abschlussfähiges Angebot. Die Laufzeit ist zu lang, die Prozente sind daran gemesssen zu niedrig“, stellte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba fest.
„Nachdem wir jetzt in Hannover an drei Tagen insgesamt mehr als 40 Stunden ergebnislos verhandelt haben, brechen wir die Verhandlungen ab, denn am Verhandlungstisch ist derzeit offensichtlich kein Abschluss möglich“, so Rusch-Ziemba. Das sieht man bei der DB AG indes völlig anders. Dort spricht man von einer „völlig überflüssigen Aktion“.
„Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit“, erklärte Personalvorstand Martin Seiler. Seiler verwies darauf, dass die DB AG alle EVG-Forderungen inklusive der Kernforderungen erfüllt habe. Der Vorstand forderte die EVG auf, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Zum DB-Angebot gehörten eine Entgelterhöhung in Höhe von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den Mitarbeitern erneut die Möglichkeit eröffnet werden, mehr Freizeit zu wählen. Außerdem war vorgesehen, dass der Arbeitgeberbeitrag zur betrieblichen Altersvorsorge um 1,1 Prozent steigt und die Reisezeit bei Firmenreisen vergütet wird.
Auch für Nachwuchskräfte hatten beide Seiten sich bereits auf eine Vielzahl von Verbesserungen verständigt. Derweil werden die Tarifverhandlungen unter dem Eindruck der Ausstände am Montag fortgesetzt – wenn alles klappt, wird noch vor Weihnachten eine Einigung erzielt. Kritik kommt derweil vom Wettbewerberverband Mofair.
„Arbeitskämpfe sind legitim. Aber wenn sich EVG und Deutsche Bahn eine Auseinandersetzung liefern, müssen sie ihre Maßnahmen auf Bereiche beschränken, die nur sie beide betreffen,“ fordert Tobias Heinemann, CEO des Mofair-Mitglieds Transdev. „Die Wettbewerbsbahnen haben gültige Tarifverträge. Dass unsere Fahrgäste und unsere Unternehmen jetzt zu Kollateralschäden der Auseinandersetzung von EVG und Deutscher Bahn werden, ist nicht akzeptabel.“
Dies beträfe insbesondere Arbeitsniederlegungen in Stellwerken – hier sind die Züge konzernexterner Unternehmen ebenso betroffen wie die der DB AG. Das ist für Mofair inakzeptabel.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
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