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SPNV Nord kritisiert Chaos mit Ansage

11.08.22

Der Aufgabenträger SPNV Nord aus Rheinland-Pfalz übt schwere Kritik an DB Regio. Das Unternehmen hat scheinbar ohne Rücksprache mit dem Aufgabenträger einseitig entschieden und der Öffentlichkeit mitgeteilt, die Linie RE 8, die rechtsrheinisch zwischen Koblenz, Köln und Mönchengladbach verkehrt, bis mindestens zum 18. September komplett einzustellen. Verbandsvorsteher Landrat Achim Hallerbach (CDU) aus dem Kreis Neuwied will das nicht hinnehmen.

Mit deutlichen Worten wendet er sich an den Konzern und fordert, so heißt es, „eine Rücknahme der Entscheidung.“ Eine Entscheidung, die scheinbar nicht beim Aufgabenträger oder nach Rücksprache mit diesem gefallen ist, sondern durch den DB-Konzern alleine. DB Regio müsse, so Hallerbach, den Regionalexpress mindestens zu den Hauptverkehrszeiten weiterfahren lassen, sonst würden die vielen, ohnehin schon oft frustrierten Pendler vor den Kopf gestoßen. Auch im Schülerverkehr drohen große Probleme, da zahlreiche Kinder und Jugendliche aus dem Norden des Kreises Neuwied Schulen in Nordrhein-Westfalen besuchen, wo am gestrigen Mittwoch (10. August) der erste Tag des neuen Schuljahres war.

„Die Maßnahmen sind kontraproduktiv, vergraulen Fahrgäste, setzen politisch ein vollkommen falsches Zeichen und werden das System nicht stabilisieren“, heißt es in dem Schreiben an die DB Regio, das Hallerbach als Verbandsvorsteher des SPNV-Nord gemeinsam mit dessen Verbandsdirektor Thorsten Müller unterzeichnet hat. Sie kritisieren, dass die Bahn auf die vielen Beschwerden in den vergangenen drei Jahren nicht nachhaltig reagiert hat, „was jetzt offensichtlich zum Kollaps des Verkehrs führt“.

„Wir sind entsetzt über die Maßnahmen der DB Regio NRW auf dem rechten Rhein“, schreiben Hallerbach und Müller an die Chefin der DB Regio AG und betonen, dass diese mit ihnen in Rheinland-Pfalz nicht abgestimmt waren. „Zugestimmt haben wir als SPNV Nord erst gar nicht. Ersatzmaßnahmen, die wir angeregt haben, werden nicht umgesetzt. Die für ein Eisenbahnunternehmen geforderte Zuverlässigkeit wird hier arg strapaziert“, machen sie deutlich.

Der Regionalexpress stelle zusammen mit der auf gleicher Strecke fahrenden RB 27 das Grundangebot auf der rechten Rheinstrecke dar. Falle der RE nun weg, werde die Regionalbahn die Nachfrage nicht mehr decken. Der von der Bahn erhoffte Effekt einer Stabilisierung der Verkehre – der Konzern hatte seine Streichungen mit Personalproblemen begründet – könne so nicht erreicht werden, sind sie sich einig.

Schon bislang könne von Kundenzufriedenheit und Kundenorientierung nicht mehr gesprochen werden, sagen Hallerbach und Müller und verweisen darauf, dass es seit vielen Monaten zahlreiche Verspätungen und auch Komplettausfälle gibt. „Eine durchschnittliche Pünktlichkeit von rund siebzig Prozent und Ausfälle von rund vier Prozent erfüllen keine Ansprüche an Qualität auf der Schiene.“ Im Falle eines Zugausfalls müssen Fahrgäste nun zwei Stunden auf den nächsten Zug warten.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de