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Personalmangel auch im Straßenverkehr

06.10.22

Während der Personalmangel eine der Hauptursachen für die anhaltende Eisenbahnkrise in Deutschland ist, sieht es auch im Bus- und Lastwagenverkehr auf der Straße nicht anders aus. Auch hier bedroht der massive Personalnotstand den zuverlässigen Betrieb. Die beiden Spitzenverbände der deutschen Bus- und Straßengütertransportbranchen, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) e.V. und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. fordern zügige Reformen zur Sicherstellung der Grundversorgung bei Lieferketten, Schüler-, Personennah- und -fernverkehren.

In der Busbranche fehlen aktuell bereits über 5.000 Busfahrer. Durch die Differenz von zu wenig Nachwuchskräften und den vielen altersbedingten Abgängen kommen jährlich über 10.000 offene Stellen hinzu. Durch die geplante Verkehrswende wird sich der Fahrpersonalmangel im Busgewerbe damit bis 2030 auf insgesamt 76.000 fehlende Busfahrer erhöhen. Im Straßengüterverkehr fehlen derzeit bereits mehr als 80.000 Lkw-Fahrer Da pro Jahr ca. 30.000 bis 35.000 Lkw-Fahrer altersbedingt ausscheiden, jedoch nur etwa 15.000 bis 20.000 den Beruf neu ergreifen, verschärft sich allein durch diese Differenz der Fahrpersonalmangel in der Logistik um etwa 15.000 fehlende Lkw-Fahrer jährlich.

Für das Busgewerbe und den Straßengüterverkehr ist jetzt ganz dringend Unterstützung seitens der Politik gefordert. Eine pauschale Lösung für das Problem des Fahrermangels gibt es nicht. Vielmehr müssen unterschiedliche Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene kombiniert werden. bdo und BGL schlagen daher in einem gemeinsamen Lösungsansatz drei zentrale Maßnahmen vor, um unnötige bürokratische Hemmnisse schnell und effektiv abzubauen.

Die Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung integrieren (2-in-1), d. h. beide Ausbildungen zusammen unterrichten und prüfen. Dadurch wird die Ausbildung erheblich verkürzt und vergünstigt – ohne negative Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität. Abnahme der Theorie- und Praxisprüfungen für Fahrausbildung sowie Berufskraftfahrerqualifikation auch durch qualifizierte Fahrschulen. Zulassung von relevanten Fremdsprachen in der Prüfung, ggf. unter Hinzuziehung eines Dolmetschers.

bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard erklärte: „Der Fahrpersonalmangel stellt eine dramatische und komplexe Herausforderung dar, der sich nicht mit einem einzigen Mittel, sondern vielmehr nur mit einem Maßnahmenbündel begegnen lässt. Die Auswirkungen gefährden nicht nur die Lieferketten, sondern auch die bestehenden Angebote im Reise- und Schülerverkehr und darüber hinaus den geplanten Ausbau des ÖPNV.“

Dirk Engelhardt, BGL-Vorstandssprecher, ergänzte dazu: „Der Fahrernotstand gefährdet akut die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft. Wenn wir einen Versorgungskollaps wie in England vermeiden wollen, brauchen wir daher dringend ein Umdenken auf allen Ebenen.“

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
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Quelle: Zughalt.de