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Deutschlandticket: 58 Euro ab Januar

26.09.24

Wie die Verkehrsministerkonferenz in dieser Woche beschlossen hat, soll das Deutschlandticket ab dem 1. Januar nicht mehr 49, sondern 58 Euro kosten. Es war zum 1. Mai letzten Jahres eingeführt worden und gilt als Nachfolge für das Neun-Euro-Ticket des Jahres 2022. Mit der Preiserhöhung ist das Ticket zumindest kurzfristig und über die Bundestagswahl am 28. September nächsten Jahres gerettet. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wertet die Entscheidung als insgesamt positiv.

Verbandspräsident Ingo Wortmann: „Der heutige Beschluss ist aus unserer Sicht ein kluger, mutiger und notwendiger Schritt. Die Erhöhung des Preises des Deutschlandtickets um neun Euro zum 1. Januar 2025 ist aus wirtschaftlicher Sicht für Verkehrsunternehmen, Verbünde und Kommunen zwingend. Für das nächste Jahr ist das Deutschlandticket damit finanziell gesichert. Jetzt muss der Bund die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, um das Deutschland-Ticket dauerhaft zu sichern. Dazu muss er das Regionalisierungsgesetz schnell anpassen und so seine Mitfinanzierung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro jährlich und dynamisiert sowie die Überjährigkeit der Mittel gewährleisten. Vor allem aber bleibt die dauerhafte Finanzierung eines hochwertigen ÖPNV-Angebots die von Bund, Ländern, Kommunen und Branche gemeinsam zu lösende Aufgabe.“

Anders sieht es der Fahrgastverband Pro Bahn. Die Preissteigerung verschrecke Fahrgäste und das Argument, dass das Geld für Leistungsausweitungen und Infrastrukturinvestitionen gebraucht werde, hält man für unglaubwürdig. „Eine Erhöhung um fast zwanzig Prozent ist für viele Fahrgäste ein Schlag in die Magengrube und treibt viele neu gewonnenen Fahrgäste zurück ins Auto“, kritisiert Detlef Neuß, Bundesvorsitzender.

„Es ensteht der Eindruck, dass viele Länder gerne in den bequemen Modus vor dem Deutschlandticket zurückmöchten, als man weniger tun musste, weil kaum Züge überfüllt waren und das Angebot weniger gut angenommen da die Ticketpreise deutlich höher waren“, kritisiert Lukas Iffländer, stellvertetender Bundesvorsitzender. Der Verband hat daher auch wenig Hoffnung, dass nun auf die Preiserhöhung eine Angebotsoffensive folgt. Zudem sei zu erwarten, dass die Fianzierung durch die Preiserhöhung nicht nachhaltig gelöst wird: Wenn weniger Kunden ein Deutschlandticket besitzen, steigen die Gesamteinnahmen nicht in gleichem Maße wie die Preiserhöhung an.

Derzeit haben rund 13 Millionen Personen ein Deutschlandticket, davon allein rund 1,6 Millionen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Dessen Geschäftsführer Oliver Wittke fordert die langfristige Absicherung: „Wir benötigen zwingend die staatlichen Zuschüsse aus Landes- und Bundesmitteln, um das deutschlandweit gültige Ticket über 2025 dauerhaft zu sichern. Die Länder haben ihren Willen heute noch einmal gekräftigt, die Kosten für den Zuschuss zum Deutschlandticket zur Hälfte zu übernehmen. Nun ist der Bund in der Pflicht, hier ebenfalls seinen Beitrag zu leisten und die Finanzierung des Angebotes ab 2026 zu sichern. Und zwar bestenfalls schon im Zuge der in den nächsten Wochen anstehenden Beratungen zum Bundeshaushalt 2026.“

Der Bundesverband Schienennahverkehr (BSN) befürwortet die grundsätzliche Einigung. „Das wichtigste Kriterium für den Erfolg des bundesweit einheitlichen ÖPNV-Tickets ist, neben einem guten Verkehrsangebot, die Verlässlichkeit. Verlässlichkeit für die Kunden, aber auch für die Leistungserbringer, also die Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen“, erklärt Thomas Prechtl, Präsident des BSN. „Mit der Erhöhung auf 58 Euro pro Monat bleibt der Nahverkehr für Reisende preislich noch attraktiv. Zugleich war eine Anhebung jedoch unausweichlich. Die Kosten, um Verkehrsleistungen zu erbringen, sind in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Gerade deshalb sind Bund und Länder gefordert, sich nicht nur durch die Erhöhung des Ticketpreises und den Ausgleichszahlungen finanziell zu beteiligen.“

Auch der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) fordert Planungssicherheit. Geschäftsführer Michael Vogel: „Die 58 Euro gleichen aus unserer Sicht nicht die kompletten Einnahmeverluste der Verkehrsunternehmen aus, sie sind aber eine gute Basis, das Erfolgsmodell Deutschlandticket auch langfristig zu etablieren, ohne dass die finanzielle Belastung für Kommunen und Verkehrsunternehmen zu hoch wird. Das Deutschlandticket ist eine im Sinne der Fahrgäste wertvolle Entwicklung der Tarifwelt und kommt gut an.“

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de