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Diskussionen um den Knoten Köln

21.11.24

Im Zusammenhang mit der Überlastung des Eisenbahnknotens Köln kam es letzte Woche zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen dem zuständigen Aufgabenträger go.Rheinland und der DB AG. In der Presse hatten DB-Vertreter geäußert, dass weniger Nahverkehrszüge für den Kölner Hauptbahnhof sinnvoll seien, was beim Aufgabenträger auf Ablehnung und Kritik gestoßen ist. Dabei haben beide Seiten auch klargestellt, dass Ausbau- und Digitalisierungsmaßnahmen im Knoten Köln nicht gestoppt oder zurückgestellt werden sollen.

Allerdings: Ohne rechtsverbindliche Förderbescheide durch den Bund können in der aktuellen Situation keine neuen Bundesmittel akquiriert werden, da dieser ohne gültiges Haushaltsgesetz den Zwängen der vorläufigen Haushaltsführung unterliegt. In einer gemeinsamen Erklärung der Fraktionen der Zweckverbandsversammlung heißt es: „Fakt ist, dass es insbesondere in den Ballungsräumen derzeit zu vielen Verspätungen oder Zugausfällen im Nahverkehr kommt. Dies ist jedoch nicht dadurch verursacht, dass zu viele Fahrten angeboten werden, sondern dass wir derzeit mit einem hohen Personalmangel, Fahrzeugausfällen und einer veralteten Infrastruktur zu kämpfen haben.“

Dabei sind sich die Vertreter der politischen Gremien durchaus der Problemlagen bewusst: „Viele der Verspätungen treten zudem im Nahverkehr auch deswegen auf, weil die Nahverkehrszüge den verspäteten Fernverkehrszügen Vorfahrt gewähren müssen. Das Signal an die Menschen in der Region zu senden, der ÖPNV sei zu Gunsten des Fernverkehrs zu vernachlässigen, verurteilen wir aufs Schärfste. Weder sollten Fern- gegen Nahverkehre ausgespielt, noch darf Menschen in der Region der Zugang zur Daseinsvorsorge verwehrt werden.“

Durch den aktuellen baustellenbedingten Abbau des Fernverkehrsangebots in der Region (Bahnhöfe Siegburg und Bonn) seien die Bürger und Besucher vor Ort zudem auch auf einen verlässlichen SPNV angewiesen, um z.B. dann den Fernverkehr ab Köln nutzen zu können. Eine Reduzierung des SPNV-Angebots würde somit auch dem Fernverkehr schaden. Die DB AG indes kontert. Man habe keinerlei Pläne, den Nahverkehr im wichtigen Bahnknoten Köln einzuschränken oder auszudünnen.

Entsprechende Befürchtungen des Zweckverbandes go.Rheinland weist der Konzern mit Nachdruck zurück. Die DB verweist auf langfristig gültige Verträge mit dem für den Nahverkehr zuständigen Ausgabenträger, die von der Bundesnetzagentur genehmigt sind. Sie beruhen auf überprüfbaren, transparenten Zugangskriterien. Eine einseitige Beschränkung von Nahverkehrsleistungen sei aus diesem Grund auch rechtlich ausgeschlossen. Eine Kürzung der Nahverkehrsleistungen zugunsten des Fernverkehrs entbehre allein deshalb jeder Grundlage.

Berthold Huber, DB-Infrastrukturvorstand: „Es kann nicht ansatzweise die Rede davon sein, dass wir ein ganzes Bundesland im Stich lassen. Fakt ist: NRW profitiert im besonderen Maße vom Sanierungs- und Ausbauprogramm der DB. Klar ist aber auch: In den großen Knoten, zu denen auch Köln gehört, ist die Zahl der Züge in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen. Dies führt zu Staueffekten, die wir beseitigen wollen und müssen. Dabei sollten wir nicht anfangen, Verkehrsarten gegeneinander auszuspielen. Den schnellsten und größten Effekt für mehr Pünktlichkeit und Qualität im Bahnverkehr hat die Sanierung des Bestandsnetzes. Denn achtzig Prozent der Zugverspätungen sind unmittelbar auf den Zustand der Infrastruktur zurückzuführen. Deswegen halten wir an unseren Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen fest.“

Gerade deshalb warnt man bei go.Rheinland: „Der Stopp der Digitalisierungsvorhaben im Knoten Köln und Knoten Aachen würde dazu führen, dass man nach der Sanierung des Bestandsnetzes weiterhin in zentralen Ballungs- und Knotenräumen mit einer veralteten Technik unterwegs wäre. Dies hätte zur Folge, dass wir sowohl national als auch europaweit von einer kompatiblen digitalen Entwicklung im Schienenpersonennah- und Fernverkehr abgeschnitten wären.

Darüber hinaus wäre der dringend notwendige und angestrebte Ausbau der Kapazitäten im Knotenbahnhof Köln auf unabsehbare Zeit ungewiss.“ Aktuell investiert die DB mehr als 300 Millionen Euro in die Ausrüstung des Knotens Köln mit modernsten elektronischen Stellwerken, um die überalterten und störanfälligen Anlagen zu ersetzen. Das ist die Voraussetzung für eine Digitalisierung, die frühestens im Jahr 2034 abgeschlossen sein wird.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de