26.11.24
Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. zieht Bilanz für das erste Halbjahr 2024: „Die aktuelle Regierungskrise und der damit vorerst ausbleibende Bundeshaushalt 2025 machen überdeutlich, dass die Schiene eine Legislatur-unabhängige Finanzierung und langfristige Planungssicherheit braucht. Unsere Bilanzen zeigen: wo Investitionen bereitstehen, wird das Geld nachweislich verbaut. Wo Mittel knapp sind, leidet das System Schiene insgesamt und damit auch der Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte VDB-Präsident Andre Rodenbeck.
Mit einem Umsatz von 6,5 Milliarden Euro verringern sich die Einnahmen der Bahnindustrie in Deutschland im Vergleich zum Vorhalbjahr um rund 17 Prozent. Insbesondere im Ausland verzeichnet die Bahnindustrie einen Rückgang von 23 Prozent. Die Auftragseingänge sinken um 32 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. „Nach einem absoluten Rekordhalbjahr 2023 pendeln Umsätze und Aufträge sich wieder auf ein reguläres Niveau ein. Die Bahnindustrie in Deutschland ist weiterhin auf einem stabilen Kurs“, so Andre Rodenbeck.
Neben der Volatilität des Geschäfts würde sich im Heimatmarkt die Investitionspolitik des Bundes spiegeln. Eine positive Entwicklung verzeichnet das Infrastrukturgeschäft mit zwei Milliarden Euro Umsatz und einem Plus von rund fünf Prozent. Im deutschen Markt wachsen die Einnahmen um acht Prozent, die Auftragseingänge steigen um dynamische vierzig Prozent auf 2,1 Milliarden Euro an. Insgesamt wird ein Auftragsvolumen von 2,6 Milliarden Euro verzeichnet.
„Leicht steigende Infrastrukturinvestitionen des Bundes kommen jetzt auch in der Bahnindustrie an, der dringend erforderliche Hochlauf zur Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur beginnt. Dieses Momentum darf jetzt auf keinen Fall ausgebremst werden. Der Regierungsbruch darf jetzt nicht zu Stillstand auf der Schiene führen, das können wir uns nicht leisten“, so Rodenbeck.
Rückläufig entwickelt sich das Schienenfahrzeuggeschäft. Die Umsätze gehen um 24 Prozent zurück auf 4,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang umfasst 5,7 Milliarden Euro, minus vierzig Prozent. Der Rückgang sei in großen Teilen auf Sondereffekte durch internationale Großprojekte zurückzuführen, die 2023 verbucht worden waren und so zu einer Rekordbilanz geführt hatten. Doch auf dem deutschen Markt seien erste Auswirkungen der Unterfinanzierung des SPNV spürbar.
„Die Regionalisierungsmittel, aus denen der SPNV finanziert wird, müssen im Sinne der Verkehrswende dringend angehoben werden. Länder und Kommunen müssen in die Lage versetzt werden, ihre Verkehrsangebote mindestens aufrechtzuerhalten und sich perspektivisch auf wachsende Fahrgastzahlen einzustellen“, so Rodenbeck. Mit der aktuellen Regierungskrise steht die Bahnindustrie bereits vor der zweiten großen Unbekannten in dieser Legislatur, nachdem das Bundesverfassungsgericht die nachträgliche Aufstockung des Klima- und Transformationsfond im Jahr 2023 für rechtswidrig erklärt hatte.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de