06.02.25
Der Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) wird die Eurobahn vollständig übernehmen. Nach allen 19 Kreisen und kreisfreien Städten, die den Verband tragen, hat nun auch die Verbandsversammlung, zugestimmt. Die Übernahme soll zeitlich befristet und nicht dauerhaft erfolgen. Ziel ist die Stabilisierung des SPNV-Angebots in der Region, die Sanierung des Unternehmens und den Verkauf eines dann wieder profitablen Anbieters an einen privaten Investor in einigen Jahren.
So ist die Entscheidung und auf dieser Grundlage kann in den kommenden Monaten der weitere Prozess bis zu einem angestrebten Eigentümerwechsel vollzogen werden. Der Schritt war das Ergebnis umfassender Risikoprüfungen und aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens notwendig geworden. „Wir geben der Eurobahn und ihren Mitarbeitenden jetzt eine Perspektive und sorgen für unsere Fahrgäste in Westfalen-Lippe für verlässliche Bahn-Verkehre“, sagt Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL.
Die Eurobahn ist der wichtigste Betreiber von SPNV-Leistungen in Westfalen-Lippe. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen beschäftigt rund 900 Mitarbeiter. Mit dreißig Prozent Marktanteil, was einem Volumen von rund zwölf Millionen Zugkilometern entspricht, ist es der größte Leistungserbringer im NWL-Gebiet.
„Mit dem positiven Beschluss in der heutigen Verbandsversammlung senden wir ein starkes Signal an die Öffentlichkeit“, sagt Matthias Goeken (CDU), Mitglied des NRW-Landtages und Vorsitzender der Verbandsversammlung des NWL. „Die Interimsübernahme der eurobahn durch den NWL ist die bestmögliche Handlungsoption, um die finanziellen Risiken für alle Beteiligten zu minimieren. Wir schaffen damit die Voraussetzung für ein stabiles Angebot. Wir brauchen wieder Zuverlässigkeit, um das Vertrauen der Menschen in den SPNV zu stärken.“
Nach der noch ausstehenden Genehmigung der Übernahme seitens der Bezirksregierung Arnsberg werden im nächsten Schritt die Gesellschaftsverträge aufgesetzt. Die Eurobahn GmbH & Co. KG könnte dann ab Anfang April hundertprozentige Tochter des NWL werden. Der NWL übernimmt alle Geschäftsanteile. Dies bedeutet: Das operative Geschäft wird weiterhin von der eurobahn durchgeführt. Aufgabe des NWL wäre in erster Linie die Überwachung und das Controlling der Unternehmenssteuerung.
In der Folge kann der NWL in Abstimmung mit den Verkehrsvertragspartnern (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH, Provinz Overijssel) und in Übereinstimmung mit dem Europarecht die defizitären Verkehrsverträge anpassen, und damit die wirtschaftliche Basis der Eurobahn erheblich verbessern. Nach der Anpassung der Verträge soll die Eurobahn in einem Wettbewerbsverfahren möglichst ab 2027 wieder an einen Investor veräußert werden.
Die Eurobahn ist ursprünglich über den französischen Verkehrskonzern Keolis nach Deutschland gekommen, der mit dieser Marke seit dem Jahr 2000 in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen unterwegs war. 2021 ist der Keolis-Konzern dann aus dem Unternehmen ausgestiegen. Gegen einen negativen Kaufpreis wurde es an die Treuhand GmbH verkauft, die in keinem Zusammenhang mit der Treuhandanstalt aus dem Ende der DDR steht, sondern zur Kanzlei Noerr gehört und die das Vermögen von Mandanten verwaltet. Nun also der Verkauf für einen Euro an den NWL, der eine Insolvenz verhindert.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de