21.02.25
Die jüngsten Gewaltexzesse im Umfeld der Ravensburger Bahnhofs geben dem bodo-Verkehrsverbund Anlass, im Interesse der Fahrgäste Stellung zu beziehen. Videoüberwachung müsse eine von mehreren Maßnahmen sein, damit man sich rund um den Bahnhof wieder sicher fühle. „Was sich hier täglich abspielt und zuletzt in Form von Massenschlägereien einen weiteren, dramatischen Höhepunkt erfahren hat, erschreckt und verunsichert unsere Fahrgäste. Hier ist keinesfalls die Aufenthaltsqualität geboten, die wir uns im öffentlichen Nahverkehr vorstellen“, sagt Bernd Hasenfratz, Geschäftsführer des Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbunds (bodo).
Hasenfratz: „Klar ist auch: Solche Zustände kosten uns Fahrgäste. Und das sind wir nicht länger bereit hinzunehmen. Dringend geboten ist vor allem eine Videoüberwachung, wie sie auch Polizeipräsident Stürmer und Oberbürgermeister Rapp fordern.“ Der Bahnhof in Ravensburg sei einer der wichtigsten Knotenpunkte im bodo-Netz, so Hasenfratz. Die vielen unterschiedlichen Zuständigkeiten und Rechtslagen in den verschiedenen Teilbereichen von Bahnhof und Busbahnhof seien aber schwierig zu durchschauen.
„Ich kann versichern: Auch wir ÖPNV-Akteure wollen unseren Teil dazu beitragen, dass man sich am Bahnhof wieder sicher fühlt“, betont der Geschäftsführer. Von den Geschehnissen, die sich seit Jahren praktisch täglich abspielen, wissen Mitarbeiter des Verkehrsverbunds, Busfahrpersonal und Fahrgäste eindrücklich zu berichten.
„Mir ist manchmal schon mulmig, wenn ich zur Arbeit komme oder in den Feierabend gehe“, sagt beispielsweise Alexander Krebs, Mitarbeiter in der Verbundgeschäftsstelle, die im Bahnhofsgebäude ihren Sitz hat. „Unangenehme und gewaltbereite Leute halten sich hier auf. Aber wenn gleich der Bus kommt, kann man nicht einfach das Weite suchen.“ Als Mitarbeiter des Verkehrsverbunds beobachtet er die Haltestellen ganz genau. „Hier ist es oft laut und es herrscht aufgeheizte Stimmung. Ich konnte schon so manche Schlägerei beobachten“, berichtet er.
Dominik Dornfeld, Betriebsleiter beim Verkehrsbetrieb Hagmann, unterstreicht: „Unser Fahrpersonal erlebt die beschriebenen Situationen häufig.“ Die vor einiger Zeit neu eingeführten Fahrpläne in den Abendstunden hätten sich bewährt, weil dadurch die Busse schon frühzeitig zum Einsteigen bereitstünden.
„Wir haben von unseren Fahrgästen positive Rückmeldung bekommen, dass dies zum Sicherheitsgefühl beiträgt, da sie nicht draußen und im Dunkeln warten müssen, sondern bereits einsteigen können. Auch die Fahrerinnen und Fahrer sprechen sich positiv aus, da sie nicht allein am Bahnhof stehen müssen und zumindest Kollegen in der Nähe sind. Trotzdem besteht dringender und konsequenter Handlungsbedarf.“ Das Unbehagen der Fahrgäste ist am vergangenen Dienstag auch im bodo-Fahrgastbeirat zur Sprache gekommen. „Für Menschen mit Behinderung gelten Bahnhof und Busbahnhof vielfach als No-Go-Bereiche“, sagt Beiratsmitglied Franz Kemper.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de