04.03.25
Die Planungen für einen dieselfreien Schienenpersonennahverkehr in Schwaben und im westlichen Oberbayern konkretisieren sich. Der Freistaat hat letzte Woche auf der Bahnkonferenz „Bahnland Bayerisch Schwaben“ das Gutachten zur Dekarbonisierung vorgestellt und die nächsten Schritte erläutert. Das Gutachten hat die nötigen Infrastrukturausbauten ermittelt: Die geplante Elektrifizierung von Neu-Ulm nach Kempten soll bis Oberstdorf verlängert werden, damit die Züge auf der gesamten Illertalbahn elektrisch fahren können.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): „Gemäß Grundgesetz ist eigentlich der Bund für die Schieneninfrastruktur zuständig, macht aber viel zu wenig und zu langsam. Deswegen gehen wir als Freistaat Bayern freiwillig in Vorleistung! Allein im vergangenen Jahr haben wir mehr als 80 Millionen Euro für die Planung von Streckenelektrifizierungen vertraglich zugesichert, um bei diesem wichtigen Thema voranzukommen. Auch in Schwaben wollen wir den Dieselbetrieb beenden und alle Linien auf elektrischen Betrieb oder Akku-Züge umstellen.“
Auf den übrigen Strecken sollen Akku-Züge fahren. Sie nutzen elektrifizierte Abschnitte und Ladestationen in Bahnhöfen, um den Akku aufzuladen. Oberleitungen soll es von Augsburg nach Obergiesbach und Bobingen, von Buchloe nach Biessenhofen sowie von Weilheim nach Peißenberg geben. Ladestationen sollen in Füssen und Krumbach entstehen, ein Unterwerk zur Bahnstromversorgung in Immenstadt. Das neue Neigetechnik-Fahrzeug wird als reines Akku-Fahrzeug geplant.
Das Gutachten hat gezeigt, dass die Kombination von Akku- und Wasserstoffantrieb in einem Fahrzeug technisch sehr aufwändig und mit hohen Risiken verbunden wäre. Zudem kann der kostenintensive Aufbau einer Versorgungs- und Betankungsinfrastruktur für Wasserstoff entfallen. Stattdessen sollen in Oberstdorf und Kempten als Vorabmaßnahmen der geplanten Streckenelektrifizierung Lademöglichkeiten für Akkus geschaffen werden.
Der Freistaat möchte die DB InfraGO AG noch in diesem Jahr mit der Planung des Infrastrukturausbaus beauftragen. Zwischen Kempten und Oberstdorf sollen neben der Elektrifizierung jene Ausbaumaßnahmen mitgeplant werden, die sich aus dem Gutachten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), des Landkreises Oberallgäu und der Stadt Kempten ergeben, das voraussichtlich im Frühjahr 2025 abgeschlossen wird.
Für die Infrastrukturausbauten strebt der Freistaat eine Bundesförderung gemäß Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) an, also finanzielle Unterstützung aus dem Bundeshaushalt. Hierfür soll auch die Brenzbahn Ulm – Aalen elektrifiziert werden, was im Zuge der Regio-S-Bahn Donau-Iller bereits geplant ist. Die entsprechenden Untersuchungen wurden bereits unter Federführung des Landes Baden-Württemberg abgeschlossen. Ferner soll die Staudenbahn von Gessertshausen nach Langenneufnach im Zuge ihrer Reaktivierung eine Oberleitung erhalten.
Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
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Quelle: Zughalt.de