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Pro Bahn kritisiert ICE-Kürzungen

20.03.25

Der Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland sieht den Entfall der ICE-Spätverbindung von Leipzig nach Dresden als schweren Fehler. Die von der DB kommunizierte Alternative ist unattraktiv, da der RE 50 schon jetzt häufig überfüllt ist und deutliche Reisezeitverlängerungen bedeuten würde. Die DB dürfe Stammkunden nicht derart im Stich lassen. Wie die Deutsche Bahn bestätigt hat, will sie das Fernverkehrs-Angebot mit ICE-Zügen in Dresden ab Mitte Juni drastisch einschränken: So sollen Züge nur noch mit einem Zugteil fahren.

„Dies ist aus Sicht der Fahrgäste nicht akzeptabel“, so Michael Koch, Referent der Region bei Pro Bahn in Mitteldeutschland. „Auch wenn die Deutsche Bahn angibt, dass grundsätzlich weniger Plätze verkauft werden, so ist dies nicht nachvollziehbar. Wir erleben die Züge zwischen Dresden und Leipzig häufig überfüllt.“ Mit der Ausmusterung von Zügen sei „keine Verkehrswende zu machen.“

Die Abendverbindung nach Dresden, der ICE 1657 soll nach Willen der Deutschen Bahn ersatzlos wegfallen. „Insbesondere hier erhalten wir als Fahrgastverband Kritik von Reisenden. Der Verweis auf den mitternächtlichen Regionalzug ist blanker Hohn für Stammpendler, z.B. mit BahnCard100. Hier fährt häufig nur ein dreiteiliger Zug, in den sich dann alle Fahrgäste quetschen sollen“, kritisiert Koch diese Ankündigung.

„Zudem bedeutet es für die Fahrgäste, die über Dresden hinaus wollen, eine massive Verschlechterung: Mit der neuen Verbindung müssen die Fahrgäste eine halbe Stunde früher ab Leipzig fahren, um über Dresden nach Görlitz oder Zittau zu kommen. Gleiches gilt für Fahrten in die Sächsische Schweiz“, führt Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender von Pro Bahn vor Augen.

Er führt fort: „Hier zeigt sich die bereits von uns befürchtete Angebotskürzung in den neuen Bundesländern. Das Dementi der Bahn in Folge einer Spiegelrecherche, dass keine Kürzungen geplant seien, entpuppt sich als Lüge. Pünktlich zu 35 Jahren Deutsche Einheit hängt die Bahn den Osten ab.“

Pro Bahn erwartet von der Deutschen Bahn, die wegfallenden Verbindungen weiter anzubieten. Zudem müssen Kapazitäten gehalten und ausgebaut werden. Nur mit einem Ausbau von Verbindungen können Fahrgäste zum Umstieg auf die Bahn bewegt werden. Beispiele kann man dabei direkt in der Region Dresden finden: Seit dem Ausbau der Verbindungen nach Prag und Berlin zeigt sich hier ein starker Zuwachs bei den Fahrgastzahlen.

Inzwischen sind die Züge so voll, dass diese teilweise geräumt werden müssen. Nach Wegfall der Deutschlandticketanerkennung in den Fernzügen zwischen Berlin und Elsterwerda ist dies binnen kurzer Zeit die zweite Hiobsbotschaft für den Raum Dresden. Aus Sicht von Pro Bahn ist die Deutsche Bahn im Fernverkehr kein zuverlässiger Partner für die Verkehrswende mehr. Ein Marktversagen liegt vor und der Bund muss eingreifen, um ein ausreichendes Angebot zu sichern – auch wenn Fernzüge dann von der Konkurrenz betrieben würden.

Stefan Hennigfeld
Redaktioneller Leiter
Zughalt e.V.
Siegfriedstr. 24a
58453 Witten
Quelle: Zughalt.de